Für mein Studiensemester nach Paris zu gehen, war eine mehr oder weniger spontane Entscheidung. Eigentlich wollte ich nie nach Frankreich, aber in der aufregenden und stressigen Vorbereitungszeit des Auslandssemesters hat sich die Möglichkeit ergeben und am Ende überwog der Gedanke « Es ist Paris! » allen anderen Vor- und Nachteilen.  Nun bin ich hier – fast zwei Monate sind vergangen und ich würde behaupten, dass ich mich eingelebt habe. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, die vor allem aufgrund meiner eher dürftigen Französischkenntnisse sowie den tendenziell eher nicht vorhandenen Englischkenntnissen der Franzosen (Ja, dieses Vorurteil stimmt!) entstanden sind, habe ich mich an den chaotischen Organisationsstil der Universität und die französische Bürokratie gewöhnt. Hier läuft alles ein wenig langsamer ab als in Deutschland, man benötigt ein wenig mehr Fingerspitzengefühl, aber sofern man geduldig und charmant an Probleme herangeht, findet man immer einen Weg. 

Aber zurück zu meiner Begeisterung für Paris. Ich war bereits zwei Mal in Paris und beim Gedanken an die Stadt, wäre ich am liebsten jedes Mal sofort wieder zurück. Nach zwei Monaten muss ich gestehen, dass ich die Stadt zuvor nicht wirklich gekannt habe. Natürlich kannte ich schon alle „berühmten“ Sehenswürdigkeiten, doch das authentische Paris lernt man wohl doch nur kennen, wenn man mehr Zeit hat, sich treiben lässt und einfach mal drauflosläuft. 

So landet man zufällig im Latin Quarter, wo man immer mal wieder auf Straßenmusiker trifft, die die Gassen mit Jazz beleben. An der Seine, wo man bei schönem Wetter neben zahlreichen Parisern mit Wein & Bier in der Sonne sitzen kann. Oder im Le Marais, wo man zwischen überteuerten Boutiquen und high-street Fashion das bekannteste jüdische Viertel der Stadt findet und sich in lange Schlangen für israelische Spezialitäten wie Falafel und allerlei Süßem einreihen kann. Kulinarisch gesehen hat Frankreich auch so einiges zu bieten, wer ganz mutig ist traut sich an l’escargots (Schnecken) oder das berühmte foie gras. Kunst- und Kulturliebhaber werden natürlich auch nicht enttäuscht. Abgesehen vom Louvre gibt es viele interessante, bekannte aber auch kleine Galerien und Ausstellungen. Mein persönlicher Favorit bisher war L’Atelier des Lumières. Dort werden digitalisierte Bilder von bekannten Kunstwerken gekonnt mit Musik kombiniert und in einem riesigen Raum in Szene gesetzt.

Paris ist wunderbar abwechslungsreich und trotzdem hat man das Gefühl, in jedem Viertel den ganz eigenen Stil der Stadt wiederzuerkennen. Es gibt nichts Schöneres als im Frühling (oder auch im Winter – gewärmt durch die obligatorischen Heizstrahler, die nahezu jedes „wahre“ Pariser Café besitzt) an einem der bunten Tischchen zu sitzen, absolut überteuerten Cappuccino zu trinken und dem Treiben der Stadt zuzusehen. 

Raus aus der Île-de-France

Aber natürlich muss man auch mal raus aus der Île-de-France, wie Paris und seine Banlieues so schön genannt werden. Deshalb bin ich vor ein paar Wochen mit einer Gruppe Erasmus Studenten für ein Wochenende in die Normandie und die Bretagne gefahren. Ziel der Reise waren zwei wunderschöne Orte – Honfleur und Deauville – die im Nord-Osten Frankreichs liegen. Honfleur erinnert an ein altes Fischerdorf mit vielen Märkten aber auch Kneipen in denen man typische Galettes Bretonnes und richtigen Cidre trinken kann während Deauville mehr ein Ferienort für die gestressten Pariser ist und deshalb im März noch etwas ausgestorben war. Den zweiten Tag verbrachten wir auf dem Mont Saint-Michel, auf dem sich auch ein gleichnamiges Kloster befindet. Aufgrund der starken Gezeiten wird der Berg mehrmals im Jahr wieder zur Insel. Als ich dort war, konnte man aber problemlos zu Fuß rüber laufen. Trotzdem war es sehr beeindruckend und absolut empfehlenswert! 

Die Hälfte meines Semesters in Frankreich ist nun auch schon rum, für ein Fazit ist es noch zu früh – aber meine Überzeugung „Es ist Paris!“ konnte definitiv bestätigt werden. 

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