Ich besuche Venedig, Verona, und den Strand in der Nähe ohne Probleme – und vor allem ohne Menschenmassen! Während ich es in vollen Zügen genieße, leidet an fast jeder Straßenecke das Hotel oder das kleine Café nebenan. Das Virus trifft das Land besonders hart, vor allem, weil Italien das 5. beliebteste Reiseziel der Welt ist!

Wo sind nur die Touristen?

Italien öffnete bereits am dritten Juni die Grenzen zu seinen Nachbarländern und hoffte somit die Tourismusbranche wieder anzukurbeln, doch leider ging dieser Plan nicht auf. Viele Cafés und Hotels stehen leer, manche sind sogar ganz geschlossen, da es sich nicht lohnt, sie zu öffnen. Die sonst überfüllten Plätze, die man von Italien kennt, sind wie leergefegt. Auch bis heute trauen sich die Touristen noch nicht, Italien wieder zu besuchen. Zu sehr haben sich in den Köpfen die negativen Schlagzeilen während der Corona-Krise eingebrannt.

Für jeden, der in der jetzigen Zeit trotzdem Italien bereist, ist das ein wahrgewordener Traum. In Verona, wo Menschenmassen normalerweise darauf warten, einen Blick auf den Balkon von „Romeo und Julia“ zu erhaschen, hatte ich den berühmten Schauplatz fast für mich allein. So geht es auch der sonst von Touristen überrannten Stadt Venedig (siehe Beitrag vom 01.07.2020), welche kaum wiederzuerkennen ist und jetzt erst recht ihre wahre Schönheit zeigt.

Quelle: eigene Aufnahme

Für die Tourismusbranche ist das derzeitige Geschehen jedoch eher ein wahrgewordener Albtraum. Mehr als 13 % trägt die Branche zum italienischen Bruttoinlandsprodukt bei und schafft ca. 4 Millionen Arbeitsplätze.

Was macht die Regierung, um die Branche zu unterstützen?

Die Regierung hat am 19. Mai als Reaktion auf die Corona-Krise den „Decreto legge Rilancio“ eingeführt; ein Richtlinienpaket, welches die italienische Wirtschaft wiederbeleben soll.  Aus diesem Fond sind 4 Milliarden Euro für den  Tourismus vorgesehen und umfasst z.B. Steuergutschriften für Mieten und Restaurierungen für Hotels und Unternehmen. Auch die Ausgaben, die durch die Anpassung der Hygienemaßnahmen entstehen, sollen durch dieses Budget teilweise finanziert werden.

So müssen beispielsweise Bars und Restaurants bis Ende Oktober keine Steuern auf die Belegung öffentlicher Räume und Flächen zahlen. Somit können Gastbetriebe ihre Außenbereiche vergrößern und eine höhere Sicherheit der Gäste kann gewährleistet werden.

Zur Unterstützung des Tourismussektors gibt es außerdem vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 für italienische Familien die Möglichkeit, eine Ermäßigung von bis zu 500 € für ihren Urlaub zu erhalten. Hierfür darf das Einkommen der Familie jedoch nicht 40.000 €/ Jahr überschreiten. Der Zuschuss fällt je nach Größe der Familie unterschiedlich aus. Das Geld des Bonus geht zu 80 % an die jeweilige Unterkunft und die restlichen 20% werden über die Steuererklärung 2021 zurückerstattet. Diese Maßnahme, die einen Anreiz schaffen soll, beinhaltet doch recht viel Bürokratie.

Ist Italien gefährlicher als andere Reiseziele?

Hier kann ich klar sagen, nein. Zwar ist das Land den meisten durch die Anfangszeit der Krise in den Köpfen geblieben. Jedoch haben mich meine zwei Wochen in dem wunderschönen Land etwas anderes gelehrt. Und ich habe eine gute Nachricht: das italienische Flair, das wir alle so lieben, gibt es immer noch! Einen Spritz auf der Piazza trinken, sich mit Freunden treffen, die Straßen entlang bummeln – all das ist wieder Alltag. Zudem werden an öffentlichen Orten die Hygienemaßnahmen durchaus ernst genommen. Nicht nur in Zügen befindet sich an jeder Tür Desinfektionsmittel, sondern auch in Cafés und in jedem Supermarkt.

Durch die Corona-Krise wird besonders deutlich, wie abhängig das beliebte Reiseziel vom Tourismus ist: ohne ihn wäre Italiens Wirtschaft um einiges schwächer. Wie Italien aus dieser Krise rauskommen wird, ist noch unklar. Fraglich ist, ob diese Zeit das Land zum Nachdenken anregt und die Chance ergreift den Tourismus anders zu gestalten bzw. in eine andere Richtung zu lenken.

Auch mich hat meine Zeit in Bella Italia zum Nachdenken angeregt: Wie könnte man Reisen nachhaltiger gestalten, damit auch ohne Virus Städte nicht von Menschen überflutet werden und sich die eigenen Bewohner immer noch zuhause fühlen?

 

Autorin: Clara Lehnert

*Dieser Beitrag ist im Rahmen des Kurses Krisenmanagement in der globalen Sars-Cov2 / Covid19 Krise entstanden.

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