Salām (arabisch سلام) ist eines der arabischen Wörter für Frieden. Gleichzeitig ist es ein üblicher Gruß im arabischen Sprachkontext, vollständig: السلام عليكم as-salāmu ʿalaikum: der Frieden auf euch!, Friede sei mit dir/euch!‘.“ (cf. Wikipedia.org)

In diesem Sinne Salām ʿalaikum! Mein erster Monat in Rabat, der Hauptstadt von Marokko, ist nun vorbei. Ich bin Gast in einer Kultur, die mich jeden Tag aufs Neue überrascht. Auch nach einem Monat habe ich noch das Gefühl, hinter jeder Ecke etwas zu sehen, was ich noch nicht kannte. Rabat für mich? Auf der einen Seite aufregend, schnell und inspirierend, auf der anderen Seite ein Ruhepol, fernab von dem was in Deutschland gerne mit Effizienz betitelt wird. Ein kleiner Einblick in mein Leben hier:

Die Medina- Leben in Mitten des Basars

Jedes Viertel in Rabat hat seine Eigenheiten, seinen besonderen Flair und Lebensstil. Ich habe mich entschieden, mir eine Wohnung in der Medina zu suchen, in der traditionellen Altstadt. In die Wohnung habe ich mich direkt verliebt, als ich das erste Mal die schmale Treppe hochstieg. Meine Terrasse mit Blick über die Dächer ist meine kleine Oase. Morgens ist die Medina verschlafen, wenn ich um halb acht zur Arbeit laufe, haben die Geschäfte noch lange nicht auf, vor zehn öffnen die wenigsten ihre Türen. Außerhalb der Stadtmauern allerdings herrscht schon ein buntes Treiben, Taxis hupen, Menschen beeilen sich um die Tram zu bekommen. Wenn ich um vier zurück laufe, hat sie sich die Medina verwandelt. Die Hauptstraßen sind voller Menschen. Zwischen Gemüseständen und Klamottenläden spielen Männer Dame und trinken Tee. Wenn man die Hauptstraßen verlässt, wird es schlagartig ruhig. Die eigene Nachbarschaft gewöhnt sich schnell an mich, die „Neue“, der Mann im Eckladen bringt mir jeden Tag ein neues Wort in Darija bei und die Nachbarn laden dich ein zum Tajine essen. Es herrscht eine Willkommenskultur, der Großteil der Menschen die ich treffe begrüßt mich mit „Marhaba“ (Willkommen) und wann immer man Hilfe braucht, oder sich in den Gässchen verirrt, findet man schnell jemanden der sich Zeit nimmt.
Marokko gilt für viele als gefährlich, gerade als Frau. Mein universeller Tipp, den ich immer anwende, wenn ich in einem unbekannten Kulturraum unterwegs bin: Erstmal beobachten, wie sich Einheimische (in dem Fall: einheimische Frauen) verhalten und dieses dann imitieren. Wenn man Männern auf der Straße nicht in die Augen schaut, bedeutet es nämlich nicht automatisch, dass man seine emanzipierte Frauenrolle aufgibt, sondern manchmal vielleicht einfach, dass man keine Lust hat zu erklären, dass man kein Interesse an einer Handynummer hat.

Schnell habe ich Menschen kennengelernt, die in der Nachbarschaft wohnen. So sitze ich oft auf anderen Dachterrassen, mit Leuten in meinem Alter. Und obwohl hier offiziell keiner trinkt, ähnelt das Nachtleben doch sehr dem der jungen Deutschen. Ich habe schnell festgestellt, dass die Ausgehszene hier vielfältig und bunt ist, nur halt etwas versteckter als ich von zuhause gewohnt bin.

Die Surfszene hier in Rabat ist sehr lebendig. Das leihen von Board und Wetsuit ist viel günstiger als in europäischen Ländern, also ersetzt es meine (ehrlich gesagt eher dürftigen) Joggingrunden von daheim. Der Freund mit dem ich surfen gehe, so gesehen mein Lehrer, sagt, dass die Wellen zum Sommer hin immer größer werden. Also werde ich jedes Wochenende ein bisschen besser und die Wellen immer größer (soweit der Plan!).

Das Praktikum im Goethe- Institut

Das Goethe- Institut hat mich von Anfang an herzlich aufgenommen. Meine Aufgaben reichen von „klassischen“ Praktikantenjobs wie kopieren, schreddern oder Dokumente sortieren bis zu eigenen Aufgabenbereichen und somit auch viel Eigenverantwortung, wobei letzteres definitiv überwiegt. Die meisten Schüler im Goethe Institut planen in Deutschland zu studieren, wofür sie hier das B1 Diplom machen. Für diese mache ich eine „Studienberatung“, um sicher zu gehen, dass das Visum wenigstens nicht an formellen Faktoren oder Missverständnissen scheitert. Abgesehen von dem Sprachniveau brauchen Marokkaner viel Geld, gute Noten und auch ein bisschen Glück um das deutsche Visum zu bekommen. Glück deshalb, weil manchmal auch Marokkaner die augenscheinlich alle Kriterien erfüllen, abgelehnt werden. Die Gründe sind nicht immer genannt oder sehr undurchsichtig. So sehe ich mich häufig mit sozialer Ungleichheit konfrontiert. Es besteht ein Machtgefälle zwischen Deutschland und Marokko. Ich stelle mir die Frage, ob ein Land, dass intern über Fachkräftemangel klagt und dessen Bevölkerungspyramide sich im unteren Teil stark verschmälert, überhaupt eine plausible Rechtfertigung für ein solch wählerisches Visaverfahren für Studenten hat.

Ich hatte sogar in diesem ersten Monat schon das Glück, mit auf eine Dienstreise zu fahren. Damit Sprachschüler in unabhängigen Sprachschulen ein akkreditiertes Deutschzertifikat bekommen, fahren Mitarbeiter des Goethe Instituts zu ihnen, um die Prüfungen abzuhalten. Dieses Mal ging es nach Nador, im Norden Marokkos, und ich kam mit, um die Studienberatung zu machen. Da so viele Schüler interessiert waren, hielt ich die Veranstaltung anstatt zweimal, viermal ab. Nador ist eine Kleinstadt am Mittelmeer, mit vielen Fischrestaurants und einer hübschen Strandpromenade. Es gibt ein Einkaufszentrum, also viele kleine Geschäfte in einem großen, verwinkelten Komplex. Es ist zwar mit Vorsicht zu genießen, aber es macht viel Spaß sich hineinzustürzen und sich auch mal zu verlaufen, am Ende trägt einen der Menschenstrom eh wieder hinaus.

Marokko für mich? Es dauert lange eine Kultur zu verstehen, und sich anzupassen. Ich denke ich bin auf einem guten Weg, fühle mich wohl und habe mich schon eingelebt. Ich freue mich Tag für Tag über neue Entdeckungen, auf der Arbeit kriege ich vielfältige Aufgaben und auch Verantwortung und ich habe schon viele liebe Menschen gefunden, die mir meine Freizeit versüßen.

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