Interim
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Jetzt bin ich seit einem Monat in Deutschland und fast nur noch unterwegs. Nächsten Sonntag fliege ich nach Tunis. Was bleibt vor lauter Reiselust von Marokko?

Einerseits bleibt Toleranz. Toleranz und Verständnis für Kopftücher, Arabisch Sprechende und für Moscheen. So viele Dinge verstehe ich jetzt viel besser. So viele andere Dinge verstehe ich immer noch nicht, gebe mir aber mehr Mühe und versuche, sie nachzuvollziehen. Und so viele andere Dinge werden mir jetzt erst bewusst. Das tägliche Rufen zum Gebet vermisse ich jedenfalls total!

Andererseits bleibt die Erfahrung. Die Erfahrung, in diesem Land, von dem so viele sprechen, ein halbes Jahr gelebt habe. Ich fühle mich sehr gestärkt durch diese tolle Möglichkeit, die Leben so vieler Menschen in Marokko näher kennen zu lernen. Die Erfahrung bereichert mich auch, in dem sie mir gezeigt hat, dass ich ohne Probleme im Ausland für längere Zeit leben und mich wohlfühlen kann. Viel mehr hängt dies jedoch auch davon ab, mit wem man dort ist und wer um einen herum ist. Mit wem man die neue Stadt und dieses Land gemeinsam erkunden kann. Das Land ist dabei manchmal doch fast Nebensache. Deshalb hier ein großes Danke an alle, die dieses halbe Jahr so wunderbar besonders und so wertvoll gemacht haben!

Und letztlich bleibt die Monarchie und ein Gesellschaftssystem, das sich so von dem in Deutschland verbreiteten abhebt. Freunde rufen bei Facebook gerade für Likes für den besten König der Welt auf. Holländer berichten mir vom marokkanischen König, der das Hotel für seinen Besuch erst einmal umbauen ließ und sich dann mit großem Tamtam auf der Straße zujubeln ließ. Und in jedem Artikel über den Arabischen Frühling wird immer der Ausnahmefall Marokko genannt, in dem der König genial schnell reagierte und nicht einmal zuließ, dass seine Macht auch nur annähernd angeknabbert werden könnte.

Spannende Impulse kamen also in diesem halben Jahr. Und ich bin sicher, dass ich in jeder Diskussion nun andere Aspekte hervorheben und reflektieren werde. Es ist ein Pool an Ideen, Vergleichen und eine Reise von Irrtümern zu Verständnis.

Fordert mich heraus! Ich freue mich auf eure Fragen, auf kritische Diskussionen, auf Hinterfragen dessen, was wir Deutsche schnell als selbstverständlich ansehen. Ich leihe euch gerne meinen Blick und lasse euch in das erste Maghreb-Land meiner Reise blicken.

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